Imkern
Während Jahrhunderten wurden Bienen auf Ertrag und Sanftmut hin gezüchtet. Dabei wäre ein wehrhafteres Bienenvolk bei der aktuellen Bedrohung durch Parasiten wohl überlebensfähiger: Die Varroamilbe, nach Europa in den 1980er Jahren aus Asien eingeschleppt, sowie die Sauer- und Faulbrut verursachenden Viren sind wesentliche Faktoren des extremen Bienensterbens der letzten Jahre.
In der Stadt Zürich
versuchen die Imker und Imkerinnen ausschliesslich die Pro Specie Rara «Schweizer Landrasse», die «Schwarze Biene», die «Apis mellifera mellifera» zu halten: Sie ist den klimatischen Verhältnissen der Alpennordseite bestens angepasst, erträgt die Kälte des Winters, ist aber dafür deutlich temperamentvoller als die sanftmütige «Carnica» (Kärntner Biene) oder die englische Züchtung «Buckfast». Die «Apis mellifera mellifera» gibt aber auch etwas weniger Honig.
Land versus Stadt
Monokulturen, fehlende Hecken und Geranien vor den Chalets bieten den Bienen keine Nahrung. Nach Blust und Raps gleicht das Land daher aus Perspektive der Biene einer grünen Hölle. Die Bienen auf dem Land müssen ab Mitte Juni sogar mit Zuckersirup zwischengefüttert werden, bis im Spätsommer eventuell Honigtau im Wald anfällt. In der Stadt hingegen profitieren die Bienen von der Vielfalt der städtischen Balkonpflanzen, von Rabatten am Strassenrand, von schmucken Borduren, von Guerillagärtnern mit ihren illegalen Malvenzuchten, von Parks und beblümten Verkehrskreiseln (Danke, «Grün Stadt Zürich» für euren Effort diesbezüglich!). Anders als auf dem Land ist hier keine Zwischenfütterung mit Zucker nötig und die Pflanzen in der Stadt werden nicht mit Pestiziden behandelt. Die Bienen in der Stadt leben vielleicht nicht natürlicher, aber bestimmt gesünder und naturnaher als Insekten auf dem Land: Wer aufmerksam ist, sieht die Tiere überall in den Blüten herumkrabbeln.
Ich selbst verzichte selbstverständlich auf den Einsatz von jeglichen Antibiotika bei der Behandlung meiner Bienen. Um meine Bienenstöcke zu vermehren, bilde ich keine künstlichen Ableger, sondern verlasse mich auf den natürlichen Schwarmtrieb der Völker. Im Mai oder Juni zieht dabei die alte Königin mit einem Teil des Volkes aus, während die junge Königin mit den restlichen Bienen zurückbleibt. So entstehen aus einem zwei Völker. Dies ist für die Bienen ein grossartiger Moment ihrer natürlichen Völkervermehrung und bescheren mir als Imker und der näheren Nachbarschaft in der Genossenschaft Dreieck einige turbulente Momente...
Wer etwas für Bienen tun will, stellt z.B. für Wildbienen ein passendes Haus auf den Balkon (z.B. ein Stück Holz mit unterschiedlich grossen Bohrlöchern) und pflanzt kleinblütende Gewächse wie Lavendel, Rosmarin, Thymian und spätblühende Pflanzen wie Dost etc. Die Bienen freuen sich darüber! Geranien und Rosen interessieren die Bienen nicht. Gerne gebe ich genauere Auskunft zu idealen Bienenweiden.